Ernsthaft?! Nach gesenkter Tamponsteuer erhöhen einige Hersteller jetzt die Preise

Was haben unsere Sektkorken geknallt, als diese Entscheidung des Bundestags die Runde machte: Die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte wird gesenkt. Von 19 auf 7 Prozent. Und damit vom ‚Luxusgut‘ zum ‚Gegenstand des alltäglichen Gebrauchs‘. In Kraft trat diese Gesetzesänderung bereits in diesem Monat. Produkte wie Binden, Tampons und Menstruationstassen sollten also bereits um einen gewissen Betrag günstiger geworden sein.

Eigentlich. Denn nicht für jedes Unternehmen geht die Steuersenkung offenbar mit einem logischen Preisnachlass einher. Dabei war genau diese Anpassung natürlich der Grund für die vorausgegangene Lobbyarbeit. 190.000 Menschen unterschrieben die Petition „Unsere Periode ist kein Luxus“. Etliche Verantwortliche setzten sich mit Politikern und Politikerinnen auseinander, um die notwendigen Hygieneprodukte zugänglicher und bezahlbarer zu machen.

Wir haben mit der Steuersenkung einiges erreicht

… oder etwa nicht?!

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UNSER UTERUS SPRINGT IM DREIECK!!!!⠀ ⠀ LADIES!!!!!⠀ ⠀ OLAF SCHOLZ WILL DIE TAMPONSTEUER SENKEN!!!!⠀ ⠀ Vorgestern war die @dpa_com noch bei uns zum Videodreh, vor nicht mal einer Stunde verkündete sie nach einem Gespräch mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) DIE NEWS! @olafscholz möchte die Tamponsteuer senken!!!⠀ ⠀ DAS IST DER MOMENT, AUF DEN WIR DAS GANZE JAHR HINGEARBEITET HABEN! ⠀ ⠀ Auch Olaf Scholz (SPD) hat das mitbekommen und sagte im Interview wortwörtlich: ⠀ „Viele Frauen haben sich dafür stark gemacht. Wir bringen das jetzt auf den Weg.“ ⠀ Scholz legte dazu dem Bundestag eine Formulierungshilfe vor. Die Umsatzsteuer auf Erzeugnisse für Zwecke der Monatshygiene soll damit von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden.⠀ ⠀ Weiterhin sagte er: „Denn es ist richtig, den ermäßigten Steuersatz anzuwenden“. Das müsse jetzt auch zügig passieren. „Mein Vorschlag ist, dass das gleich am 1. Januar in Kraft tritt.“ 🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀🚀⠀ ⠀ An dieser Stelle, Herr Scholz @olafscholz: DANKE! Im Namen aller Frauen dieses Landes.⠀ ⠀ Außerdem gibt es zwei Powerfrauen, denen besonderes DANK gilt: Nanna-Josephine Roloff & Yasemin Kotra @deern_ @mecutter_ ! OHNE DIESE ZWEI GIRLS UND IHRE INITIATIVE MIT PETITION hätte es dieses ganze MOVEMENT nicht gegeben! Weiterhin @tampontaxalliance @einhorn.period @mylilyorganic @junoandme !!!!!!!!!!!!!!! ⠀ WOW! 🔥⠀ ⠀ Das ist der wichtigste Schritt überhaupt! Wir haben jedoch noch einen ENDGEGNER: Die Senkung MUSS im Bundestag "genehmigt" werden! Durch Herrn Scholz, der dort der wichtigste Entscheider in Finanzfragen ist, ist das ÜBERAUS wahrscheinlich.⠀ Jedoch warten wir ab, bis die TINTE TROCKEN IST! 😉⠀ ____⠀ ⠀ UPDATE: The federal minister of finance in Germany just announced that he wants to reduce the tampon tax in Germany from 19% to 7% by January 2020! This is everything we and other female activists fought for during the last months!!! ⠀ ⠀ Be aware: This is not the FINAL tax reduction as the tax change must still be accepted by the German federation. BUT as Olaf Scholz is the most important politician in deciding about financial issues, WE ARE VERY SURE, this will lead to a ban of the tampon tax! ⠀ ⠀ #tamponbook #stoptaxingperio

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Denn was jetzt folgt, wird diesen aufwendigen Bemühungen keinesfalls gerecht. Medienberichten zufolge könnte bei den Verbraucherinnen nämlich nicht mehr viel vom Preisnachlass ankommen. Der Grund dafür? Etliche Hersteller von Menstruationsprodukten kündigten zeitgleich zur Steuersenkung die Erhöhung ihrer Preise an.

Auch der o.b.-Hersteller „Johnson & Johnson“ wendete sich mit einer Preisanpassung im zweistelligen Prozentbereich an Supermärkte und Drogerien. Zwar bestreiten die Verantwortlichen, dass es hierbei einen Zusammenhang gäbe, doch selbst die Händler können sich den teureren Verkaufspreis nur schwer erklären …

„Aktuell ist uns nicht bekannt, dass die Preise für Rohstoffe erhöht wurden“, heißt es etwa von Seiten des Kaufland-Sprechers gegenüber dem Tagesspiegel. Genau aus diesem Grund verspricht der Supermarkt, ebenso wie dm, die Forderungen der Lieferanten vorerst nicht hinzunehmen – sondern stattdessen in Verhandlungen zu treten.

Eine Preiserhöhung scheint einfach nicht gerechtfertigt zu sein. Ob die Hersteller den gesparten Steuersatz also schlichtweg in die eigene Tasche fließen lassen wollen? Der Verdacht liegt nahe. Und er sorgt für Empörung. Von einer gesenkten Steuer hätten wir (diejenigen mit der Periode, remember?!) in diesem Fall nämlich rein gar nichts mehr. Die Preise im Supermarkt bleiben gleich – nur der Gewinn für die Unternehmen steigt. Na herzlichen Glückwunsch auch.

Wer profitiert vom niedrigeren Steuersatz?

Klar kann man jetzt argumentieren, dass Kapitalismus ‚halt so funktioniert‘. Man kann es aber auch einfach sein lassen. Weil Dinge nicht so bleiben müssen, nur weil sie immer so gewesen sind. Wer also nicht will, dass die gesenkte Steuer am Ende dem Hersteller nutzt, der sollte am besten die eigene Kaufentscheidung überdenken. „The Female Company„, „Einhorn Period“ oder „MyLily“ haben den Verkaufspreis ihrer Menstruationsprodukte beispielsweise bereits gesenkt. Just saying. 🙊 Denn nur so können wir ein Zeichen setzen. Und schließlich waren es auch wir, die eine Steuersenkung überhaupt erst eingefordert haben. Versuchen wir also, uns diesen Erfolg nicht nehmen zu lassen. 🙌

Unsere Periode, unsere Hygiene, unser steuerlicher Vorteil!

 

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