Tove Lo setzt sich in „Grapefruit“ mit ihrer früheren Essstörung auseinander: Heute bin ich „frei davon“

Ja, ihr Lieben, manche Dinge benötigen eben Zeit, bevor man öffentlich darüber reden oder sogar singen kann. Für die schwedische Popsängerin Ebba Tove Elsa Nilsson, auch bekannt als Tove Lo (34), dauerte es ganze zehn Jahre (und eine auslösende Erfahrung), bis sie sich dazu bereit fühlte, über ein Thema zu singen, das sie tief berührt: ihren früheren Kampf mit einer Essstörung! 🥺

Genau darum geht es nämlich in ihrem neuen Song „Grapefruit“, den sie schon einen Tag vor Veröffentlichung ihres 5. Studioalbums „Dirt Femme“ (EVT: 14.10.2022) auf Social Media mit ihren Fans teilte!!! Grapefruit – die wohl bekannteste Diätfrucht – ist ein Song, der ihr natürlich persönlich sehr, sehr wichtig ist! Und ich sage euch: Für diejenigen, die selbst schon einmal mit einer Essstörung konfrontiert waren oder es vielleicht immer noch sind, werden die Lyrics heilender Balsam und scheuerndes Peeling zugleich sein. Denn Tove Lo singt über Kalorienrestriktionen, eine schwierige Beziehung zu ihrem Körper und das Gefühl, darin ungewollt gefangen zu sein!

Damit reiht sich die Sängerin in die Liste einiger Künstler:innen ein, die sich bereits zu genau diesem herzzerreißenden Thema verwirklicht haben, wie zum Beispiel Christina Aguilera mit den Songs „Beautiful und „Fighter, Sia mit „Breath me oder auch Birdy mit „Skinny Love“.

Auf Instagram schrieb Tove Lo zu einem kurzen Clip aus „Grapefruit“: „Ich habe über 10 Jahre lang versucht, diesen Song zu schreiben. Ich weiß, dass ich in Interviews oder sogar in meiner Musik, die mein ehrlichster Ort ist, nicht viel darüber gesprochen habe. Ich schätze, ich musste den richtigen Weg finden, um die Gefühle und den Teufelskreis des Verhaltens, in dem ich steckte, zu teilen. Ich bin seit sehr langer Zeit frei von meiner Essstötung und meinen Körperproblemen, aber sie nahmen zu viel von mir in meinen Teenager-Jahre in Anspruch. Ich bin mir nicht sicher, warum ich diesen Song jetzt geschrieben habe. Vielleicht haben die zwei Jahre der Stille Erinnerungen wachgerufen, vielleicht habe ich die ganze Zeit, in der ich davon frei war, gebraucht, um ohne Schmerzen zurückblicken zu können. Eines der vielen Gefühle, an die ich mich erinnere, ist das Bedürfnis, aus meiner eigenen Haut herauszukriechen. Ich fühlte mich so gefangen in einem Körper, den ich hasste. Ich wollte ein Video, das das darstellt, und @lisettedonkerslootand @toogiesaurus wusste genau, wie man das mit mir erstellt. Es war ehrlich gesagt sehr schwer, mich wieder in diesen Kopfraum zu versetzen, aber es war notwendig für mich. Ich lasse den Song jetzt mal für sich sprechen.❤️“

„Grapefruit“

Uffff, das nenne ich mal ein Statement, das wirklich von vielen Erfahrungen, ehrlichen Gefühlen und Tiefgang geprägt ist! Und ganz sicher trifft „Grapefruit“ bei einigen Fans auch direkt ins Schwarze. Immerhin haben laut Information einer Plattform für Gesundheitwesen 14 von 1.000 Frauen und 5 von 1.000 Männern alleine in Deutschland mit einer Essstörung zu kämpfen – mit steigernder Tendenz. Umso schöner ist es zu hören, dass Tove Lo eben diese Phase ihres Lebens hinter sich gelassen und sich selbst und ihren Körper nun lieben gelernt hat! Im Interview mit dem amerikanischen Rolling Stone Magazine sprach sie kürzlich auch ausführlicher über ihre Essstörungen in der Jugend, den Schöpfungsprozess des Songs und wann sie gemerkt habe, dass diese zerstörende Wahrnehmung nicht mehr wie ein Damokles-Schwert über ihr schwebt! 💥

„Ich bin endlich an einem Ort angekommen, an dem ich meinen Körper liebe. Wenn ich auf die Bühne komme, trage ich kurze Klamotten und strahle. Für mich fühlt es sich jedes Mal wie ein Sieg an, wenn ich mich gut fühle“, sagte sie! Doch wie kam es zu dieser bahnbrechenden Selbsterkenntnis und letzten Endes auch dem Anstoß, ausgerechnet jetzt diesen Song zu verfassen?

Tove Lo erzählte dazu, dass sie im vergangenen Jahr eine Hauptrolle in dem schwedischen Film „Die Auswanderer“ gespielt habe und dass der Film Jahre nach der Überwindung ihrer Essstörung Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Gesundheit hatte:Ich habe diesen Film in Schweden gedreht und sie haben mich gebeten, in zwei Wochen vier Kilos abzunehmen. Sie gaben mir eine strenge Diät, und es war in Ordnung. Aber aus dem Nichts tauchten diese Erinnerungen in meinem Kopf auf.“ Sie fügte hinzu: „Ich hatte so lange nicht an diese Erfahrungen gedacht. Ich war wieder dort, wo ich nie wieder sein wollte, aber ich musste es sofort zu Papier bringen. Ich war bereit dafür.Und dafür sind wir wirklich dankbar!

Ich denke, ich musste den richtigen Weg finden, um die Gefühle und den Teufelskreis des Verhaltens, in dem ich steckte, zu teilen. Ich bin seit sehr langer Zeit frei von meiner Essstörung und meinen Körperproblemen, aber sie haben zu viel in Anspruch genommen während meiner Teenagerjahre“, so die Sängerin. „Vielleicht habe ich die ganze Zeit, in der ich davon frei war, gebraucht, um ohne Schmerzen zurückblicken zu können.

Das Musikvideo, inszeniert von der Filmregisseurin Lisette Donkersloot, zeigt Tove Lo beim „Kalorienzählen“ in ihrer Küche und folgt mit metaphorischen Bildern der schwedischen Sängerin, wie sie in ihrem Kopf gefangen ist. Künstlerisch wird zusammengefasst, wie Tove Lo damals das Bedürfnis verspürte, aus ihrer eigenen Haut herauszukriechen, aus „einem Körper, den [sie] hasste.“  Donkersloot zeigte sich davon später zutiefst inspiriert: „[Ich wollte] buchstäblich in ihren Kopf kriechen. So kam ich auf den inneren Raum der Selbstzerstörung, wie ich ihn gerne nenne“, erzählte die Regisseurin in einer Erklärung. „In diesem Hautraum – eine vergrößerte und unrealistische Widerspiegelung ihres eigenen Körpers – wird nicht nur ‚Inner Tove‘ von ihrem äußeren Selbst kontrolliert, (…) sondern der eigentliche Raum durch die Auswirkungen ihrer Bewegungen körperlich verletzt und zerkratzt.“

Ja, Song und Tanzperformance haben es wirklich in sich! 🥺 Gerade die körperliche Choreographie der Künstlerin gab mir persönlich nicht nur einmal Gänsehaut beim Anschauen. Die künstlerische Gestik des Erbrechens in Minute 1:40? Ufff, sage ich da nur. Aber macht euch davon einfach mal selbst ein Bild.

Hier ist das Video zu „Grapefruit“ für euch:

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