Grüne Augen, mittelbraunes, volles Haar, der Bart genau richtig, der Körper trainiert, die Stimme angenehm. Er sieht aus wie das perfekte GQ-Model. Wenn man Ben ansieht, sieht man vor allem das: einen attraktiven, smarten Mann, der offensichtlich sehr viel Zeit und Kraft in seinen top trainierten Körper steckt. Man sieht einen Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht, gemeinsam mit einer wunderschönen Frau – Freundin Sissi Hofbauer – an seiner Seite. Einen Mann, der sich sein Leben so gestaltet, wie er eben will.
Was man nicht sieht: dass er als Yvonne zur Welt kam.
Vor 33 Jahren wurde Benjamin Melzer in Recklinghausen im falschen Körper geboren. Dass er da nicht rein gehörte, wusste er früh. Heute ist er Transgender-Aktivist, Unternehmer, Model (2016 war er das erste Transmodel auf dem Cover der Mens Health, 2019 dann bei GQ), Influencer und Autor. Im März diesen Jahres erschien seine Autobiografie „Endlich Ben: Transgender – Mein Weg vom Mädchen zum Mann“, in der er einen Großteil seiner Lebensgeschichte erzählt – offen, vulnerabel, explizit, mit allen Höhen und Tiefen. Alles, was an ihm damals weiblich war, war das Geschlecht auf dem Papier, der Name Yvonne und seine äußeren Geschlechtsmerkmale. Schon als Kind gab er sich völlig selbstverständlich Jungen-Namen, verweigerte gender-typische Mädchenkleidung.
Vor 10 Jahren, also im Alter von 23, trat er den langen Weg der Geschlechtsumwandlung schließlich an – was im ersten Schritt mit Hormonbehandlungen anfing, fand nun schließlich nach 23 Operationen ein Ende. Ben ist jetzt also auch äußerlich das, was er doch eigentlich immer schon war – wie seine geliebte „Omma“ einst feststellte: „Außer dem Namen ändert sich doch nichts!“
Ich habe mich mit Ben für ein Zoom-Interview verabredet. Was die Sache ein wenig knifflig machte: Durch das Lesen seiner Autobiografie konnte ich schnell feststellen, dass dieser Mann eigentlich nur eins möchte – sein Leben leben, ohne ständig mit seiner Geschichte konfrontiert zu werden. Und, Gott, ich kann mir nur ausmalen, wie sehr man es nach einer solchen Odyssee leid ist, immer Fragen zu seiner Vergangenheit zu bekommen! Allerdings leistet Ben durch seine Offenheit und Medienpräsenz auch wunderbare Aufklärungsarbeit, macht anderen Mut und inspiriert sicherlich viele, denen es ähnlich geht – weshalb ich mich sehr freue, dass dieses Gespräch zustande kam. Es wird hier aus Bens Sicht niedergeschrieben.