„Vor vier Jahren habe ich erfahren, dass ich keine Kinder bekommen kann. Ich sage das nicht, um euer Mitleid zu kriegen, sondern weil ich eine von Millionen Frauen und Männern bin, die das durchmachen müssen.“ Diese Worte hallen aus Jessie Js Mund ins Mikrofon. In diesem Moment ist es in der Royal Albert Hall plötzlich ganz still. Die Worte stehen im Raum und die Herzen der Fans stehen still. Und Jessie J? Fühlt eine seltsame Mischung aus Erleichterung, Ohnmacht, Hoffnung und Wut.
Woher ich das weiß, obwohl ich letzte Woche nicht auf dem Konzert war? Und obwohl ich nicht Jessie J bin? Und nicht ein (leider immer noch) als absolutes Tabu geltendes Thema vor tausenden Fans angesprochen habe?
Ganz einfach: Ich habe die gleiche Diagnose erhalten. Auch vor vier Jahren. Heute habe ich einen zehn Monate alten Sohn. Aber bis dahin war es ein langer Weg. Mit gefühlt tausenden Arztbesuchen, noch mehr Spritzen und drei Fehlgeburten. Und dabei hatte alles so wunderbar begonnen…
Silvester 2013: Mit abgefackelten Wunderkerzen stehen mein Freund David und ich auf dem Balkon meiner Freundin Laura. Alles ist perfekt und dann setzt Dave noch einen drauf: „Du, mit dir kann ich mir Kinder vorstellen.“
Februar 2014: Ich setze die Pille ab und denke: Bestimmt werde ich sofort schwanger. Eine Mischung aus Aufregung, Bauchkribbeln und Bauchgrummeln macht sich in mir breit.
Februar 2015: Aus Bauchkribbeln und Bauchgrummeln sind Bauchschmerzen geworden: Meine Frauenärztin, die mich immer beruhigte über die letzten 365 Tage, sagt: „Natürlich denken alle, dass Schwangerwerden super einfach ist. Wir wachsen damit auf, dass wir aufpassen sollen, bloß nicht ungewollt ein Baby in die Welt zu setzen. Und ja, mit 18 ist es auch tatsächlich viel einfacher schwanger zu werden als mit 38. Also keine Ungeduld. Neue Studien ergeben, dass man bis zu 78 mal Verkehr haben muss, bis es mit der Befruchtung klappt. Nicht umsonst heißt es, dass jedes Baby ein kleines Wunder ist.“ Aber sie sagt auch: „Innerhalb eines Jahres sollte es auf natürlichem Wege klappen. Wenn nicht, machen wir Tests.“ Das Jahr ist jetzt rum. Ich mache Tests. Ich mache mir Sorgen.