Unilever will 50 % an Neuplastik einsparen – warum das gut ist, aber noch längst nicht genug

Von wegen, wir als Einzelpersonen können nichts bewegen! Von wegen, wir alleine sind zu klein für Veränderung. Weil wir zusammen plötzlich gar nicht mehr so klein – oder alleine sind. Weil wir viele werden, hoffentlich immer mehr, die Druck mit Handlungen und Kaufentscheidungen ausüben können. So viele, dass auch große Unternehmen Verbesserungen angehen müssen. Um den nachhaltigen Ansprüchen ihrer Zielgruppe gerecht werden zu können. Es ist eine Entwicklung, die für unsere Welt im Kampf gegen den Klimawandel unerlässlich ist. Und die sich Fortschritt nennt.

Einen solchen Fortschritt geht jetzt auch der Dachkonzern Unilever. Ob Dove, Rexona oder auch Magnum, Ben&Jerrys und Knorr. Etliche bekannte Marken, die sich in beinahe jedem Supermarktregal wiederfinden, lassen sich darunter zusammenfassen. Auch dort macht sich der Wunsch nach mehr Umweltbewusstsein bemerkbar.

Die Kundinnen und Kunden wünschen sich natürlichere Inhaltsstoffe, fordern plastikfreie Verpackungen und wollen Tierversuche endlich verboten sehen. Ansprüche, die bislang noch keine der Marken von Unilever vollständig erfüllen kann. Und doch tut sich etwas: Der Konzern möchte bis 2025 die Hälfte des neu produzierten Einweg-Plastiks eingespart haben. Zusätzlich sollen 100 % der Verpackungen bis zu diesem Zeitpunkt recycelbar, wiederverwendbar oder biologisch abbaubar sein. Insgesamt sprechen wir dabei von 100.000 Tonnen gespartem Plastikmüll im Jahr.

Unilever macht große Versprechen – aber reichen die aus?

Eine große Zahl – die bahnbrechend klingt. Von der man sich allerdings nicht täuschen lassen darf. Insgesamt sind es aktuell nämlich noch ganze 700.000 Tonnen an Neuplastik im Jahr, die von Unilever hergestellt werden. Von offizieller Seite heißt es dazu: „Es gibt eine Menge Plastikmüll in der Natur. Und die unbequeme Wahrheit ist, dass ein Teil davon unseren Namen trägt – und das ist definitiv nicht ok.“

Ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung ist also da. Und darf an diesem Punkt längst nicht wieder aufhören. Immerhin befindet sich Unilever nach Coca-Cola oder Nestlé auf Platz 8 der Firmen, die für den meisten Plastikmüll weltweit verantwortlich ist (mehr dazu hier). Weshalb sich der Konzern in seinem 5-Jahres-Plan zusätzlich dazu verpflichtet  600.000 weitere Tonnen an Plastik aus der Natur einzusammeln und wiederzuverwerten.

Ablassbrief oder zielführende Innovation?!

Ganz klar: Bereits produzierten Plastikmüll aus der Natur zu entfernen, wiegt keinesfalls die fortlaufende Neuproduktion auf. Und dennoch ergibt sich daraus eine entscheidende Entwicklung. Bereits vorhandene Kunststoffe müssen endlich richtig recycelt werden. Weg von Einweg-Nutzungen, hin zu einem geschlossenen Kreislauf.

Denn nur ein solcher kann dafür sorgen, dass die Produktion von neuem Einweg-Plastik endgültig unnötig wird. Und ob das in Zukunft passiert, das entscheiden neben Politik und Kunden eben auch große Konzerne wie Unilever.

Ein Umdenken muss stattfinden. Weitreichender, größer, schneller als bisher. Recycling und Wiederverwertung sind dabei der Schlüssel. Schließlich ist nicht der Kunststoff an sich unser Feind – sondern dessen unkontrollierte, einmalige Nutzung. Was wirklich ausgebaut werden muss, sind Produktionskreisläufe. Jede Verpackung, die im Umlauf ist, muss recycelbar sein und neu verwendet werden können.

Noch ist dieser Weg teurer und ungemütlicher. Recycling-Firmen müssen zunächst konkurrenzfähig und profitabel sein, um weiter ausgebaut zu werden. Auch Unilever will sich dieser Verantwortung nicht entziehen: „Wir zielen auf eine Welt hin, in der alle gemeinsam daran arbeiten, dass der Kunststoff in der Wirtschaft bleibt und nicht in die Umwelt gerät. Unser Plastik ist unsere Verantwortung.“

Diese Schritte sind gut, aber längst nicht alles, was geht. Wer weiterhin Neuplastik produziert, der muss damit rechnen, unter Beobachtung zu stehen, anstatt vorbehaltlos gefeiert zu werden. Und dennoch verdient die Entwicklung Aufmerksamkeit. Und ein hoffnungsvolles „weiter gehts“! Weil auf diesem Weg hoffentlich auch der nötige Anreiz und Druck für andere Unternehmen entsteht, einen ähnlichen Plan zur Reduktion von Einwegplastik durchzusetzen.

Und bis dahin? Zeigen wir unsere Forderungen am besten weiterhin durch Kaufentscheidungen! Plastikfrei, ohne synthetische Inhaltsstoffe oder Mikroplastik. Denn nur SO geraten auch große Unternehmen weiterhin in Zugzwang. Und nur so passiert schneller mehr, als ein erster Schritt in die richtige Richtung.

 

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