Ja, es gibt Veganer*innen, die Eier essen: Ist das nun inkonsequent… oder vielleicht sogar gesünder?

Das Urteil scheint schnell gefällt zu sein – der Mensch steckt nun mal gerne in Schubladen: Wer sich vegan ernährt und Ausnahmen macht, ist raus aus dem Club, hat das Label nicht verdient, muss anders betitelt werden. Die Linie wird klar gezogen. Zwischen ganz oder gar nicht, richtig und falsch. „Veganer*innen essen eben keine tierischen Produkte“. Aber was ist, wenn doch? Dann klappen die Münder ganz schnell mal sehr ungläubig (oder sogar wertend) herunter.

Und das, obwohl die Bedeutung hinter „Veganismus“ lange Zeit noch gar nicht im Mainstream angekommen war. Auf was verzichtest du? Fleisch, Käse, Milch? … Aber auch Sahne, Butter und Eier? OHA!

Inzwischen hat sich der Begriff verselbständig – und ist gerne mal mit einem moralischen Stempel versehen. Dabei entscheidet doch immer noch jede Person selbst, was gegessen wird… und was nicht. Viele Menschen ernähren sich so vegan wie möglich, um ihren Umwelteinfluss zu verringern. Trotzdem schmeckt der Weihnachtsbraten bei Mama eben noch genauso gut. Andere Veganer*innen machen stattdessen eine Ausnahme bei Eiern – so what?!

Interessieren würde uns aber natürlich trotzdem, warum ausgerechnet dieses Lebensmittel einen so hohen Stellenwert behält, dass sogar der Name dafür angepasst wird: Vegganer (ausgehend vom englischen Wort „egg“) nennen sich diejenigen, die Eier als einziges tierisches Produkt nicht von ihrem Ernährungsplan streichen.

Stecken idealistische Gründe dahinter? Oder doch der gesundheitliche Aspekt? Der Stern hat bei Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm nachgefragt… und auch wir sind inzwischen auf die Antwort gespannt: „[Eier] sind ein perfekter Mix der Natur, der fast alle essentiellen Nährstoffe enthält: Eiweiß, das wir zu fast 100 Prozent verwerten können, im fettreichen Eigelb die Vitamine A, E, D und K. Und Eisen! Dazu kommen Kalium, Kalzium und Phosphor. Und die wasserlöslichen B-Vitamine, vor allem B1 und B12.“

Die Herleitung scheint nach dieser Einordnung wohl klar. Vegganer*innen nutzen Eier als wichtige Nährstoffquelle. Ein durchaus nachvollziehbarer Weg, den aber längst nicht alle gehen müssen. Für die einen scheint es leichter zu sein, Eiergerichte auch weiterhin zu verzehren. Andere holen sich die wichtigen Nährstoffe und Vitamine aus anderen Lebensmitteln – oder substituieren, wie beispielsweise B12.

Ei oder eifrei? You decide!

Denn Fakt ist: Bei jeder Ernährungsform muss auf die Ausgewogenheit geachtet werden. Vegan lebende Personen sollten dabei vermehrt auf Vollkorngetreide, Quinoa, Amaranth, Buchweizen, Nüsse, Saaten, Hülsenfrüchte und hochwertige Öle setzen. Denn damit werden Nährstoffe ebenfalls ausreichend zugeführt und verarbeitet.

Ganz abwegig scheint der Trend der eieressenden Veggan-Community dennoch nicht zu sein. Denn viele Ernährungsexpert*innen sind weiterhin der Meinung, dass die Kombination aus pflanzlichen und tierischen Proteinen ein guter Mittelweg is. So auch Dagmar von Cramm: „Der Mix aus beidem ist optimal.“

Eine wichtige Rolle spielt bei dieser Annahme auch die biologische Wertigkeit des jeweiligen Produkts. Darüber wird definiert, mit welcher Effizienz das enthaltene Eiweiß in körpereigene Proteine umgesetzt werden kann. Genaue Werte lassen sich beispielsweise in dieser Liste hier finden. Auf Platz 1 der Lebensmittel steht dabei das Vollei, mit einer Wertigkeit von 100. Dicht gefolgt von der Kartoffel (96) – eine alternative Zuführung ist also auch hier gut möglich.

Gegen die Lust auf ein pochiertes Ei spricht aber natürlich dennoch nichts. Denn Fakt bleibt auch: Nur weil etwas einen Namen hat, müssen wir uns noch lange nicht davon definieren lassen.

Labels dürfen variabel sind

Veganismus ist kein Doktrin. Niemand verbietet den Konsum anderer Produkte und niemand ist „inkonsequent“ – aber eben auch nicht zwangsläufig „gesünder“ –, nur weil er oder sie keinem perfektionistischen Anspruch gerecht wird.

Schließlich ist bereits die Reduktion von tierischen Lebensmitteln ein wichtiger Schritt. Und das Entwickeln eines Bewusstseins – für die Haltungsbedingungen dessen, was da auf dem eigenen Teller liegt. Wer also Eier isst, der sollte genau darauf Rücksicht nehmen. Werden die männlichen Küken im Betrieb noch geschreddert? Wie viel Platz haben die Hühner? Bekommen sie Medikamente zugeführt, um überhaupt gesund bleiben zu können…?

Veganer*innen, die Eier essen, werden ihre Gründe dafür haben. Veganer*innen, die es nicht tun, ebenso. Lassen wir das Shamen also bitte einfach sein und konzentrieren uns lieber auf die entscheidenden Dinge: Jede Ernährungsform kann vollwertig sein. Wenn die ausreichende Auseinandersetzung damit erfolgt und regelmäßig ein Check-up passiert. Das gilt übrigens für alle von uns. Auch Fleischesser*innen können Mangelerscheinungen aufweisen, die ausgeglichen werden müssen. Ganz egal also, ob mit Label oder ohne: Macht euch Gedanken, esst, was sich richtig anfühlt. Und bleibt gesund. 🤗

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