Videokonferenzen machen uns müde – das sind die wissenschaftlichen Gründe dafür

Morgens, halb 10 in Deutschland. Ein müdes Seufzen raunt durch die Haushalte. Das erste Zoom-Meeting steht an. Und es wird sicherlich nicht das letzte sein … So oder so ähnlich sieht für viele Arbeitskräfte momentan wohl der Alltag aus. Jedenfalls für diejenigen, die seit mindestens 6 Wochen am heimischen Schreibtisch, statt im wuseligen Büro ihre Arbeit verrichten.

Denn so gut es auch tun mag, die Kolleg*innen wenigstens kurz mal über den Bildschirm zu sehen, so anstrengend kann es doch auch sein. Dieses Meeting … per Videochat. Schließlich bleibt es nur selten bei dem einen, oh nein. In vielen Unternehmen folgt eine Konferenz auf die nächste. Und abends steht dann nicht selten noch das virtuelle Weinchen mit Freunden an. Uff.

Wenig verwunderlich also, dass der eintretende Ermüdungszustand über diesen indirekten Kontakt mit anderen Menschen bereits einen wissenschaftlichen Namen bekommen hat: Zoom Fatigue. Bezogen auf das Konferenz-Tool „Zoom“, das inzwischen wohl selbst Skype und FaceTime den Rang abgelaufen hat.

In vielen Wohnzimmern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab

Die Gründe dieser zunehmenden Überforderung liegen dabei fast schon überdeutlich auf der Hand. Oder besser: auf dem Bildschirm vor uns. Wir werden in unseren Sätzen unterbrochen, weil das Internet hängt. Wir müssen uns mit gefrorenen Bildschirmen auseinandersetzen, das Lachen kontrollieren (um nicht die Tonspur der anderen zu überlagern), können unseren Gesprächspartnern niemals wirklich in die Augen schauen. Und dann wäre da on top ja auch noch dieser Blick auf das eigene Selbst … mit all dem, warte mal, sieht man mein Doppelkinn in diesem Winkel etwa besonders deutlich?!

All diese Faktoren spielen zusammen – und lassen uns langfristig ermüdet zurück. Von diesem endlosen Videokonferenz-Kreislauf. Technikphilosoph Michael Sacasas spricht dabei von einem „Uncanny Valley“ der Kommunikation, wie die Süddeutsche Zeitung zitiert. Also von dem Zustand einer „Talfahrt“, bei dem die Akzeptanz für die simulierte Authentizität durch Technik wieder ab- und nicht mehr zunimmt.

Ein Gefühl der Ermüdung stellt sich ein

Wir haben schlicht keinen Bock mehr auf verpixelte Bilder zwischen uns. Hinzu kommt, dass auch die benötigten Auszeiten kaum noch umsetzbar sind. Wie wollen wir jemandem schließlich absagen, der genau weiß, dass wir ebenfalls nur auf dem Sofa herumsitzen? Dabei ist gerade jetzt Ruhe und Entspannung von absoluter Wichtigkeit. Wir brauchen Abstand von diesem Bildschirm. Selbst wenn das bedeutet, Freunde auch mal vertrösten zu müssen.

Denn wir sollten uns einer Sache bewusst sein: Videokonferenzen werden uns noch eine ganze Weile in unserem Alltag begleiten. Lasst uns also besser schon jetzt dafür sorgen, dass die „Zoom Fatigue“ nicht Überhand nimmt. Indem wir den Laptop auch mal zuklappen. Und vielleicht sogar wieder ab und zu auf das gute alte Telefongespräch umsteigen …

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