Bäume-Umarmen für Anfänger
Auch der Anreiz für wissenschaftliche Studien, die den gesundheitsfördernden Beleg fürs Bäume-Umarmen liefern, stammt aus Japan. Obwohl ich darauf wetten würde, dass der Mensch vor Tausenden Jahren auch schon auf die Idee kam, einen Baum mal ordentlich zu umarmen. Genau wie wir jetzt. Denn was in der westlichen Welt lange Zeit als etwas verrückt galt, findet in unserer Gesellschaft nun immer mehr Anhänger:innen. Mich eingeschlossen. Seit gut einem Jahr umarme ich ausnahmslos bei all meinen Spaziergängen früher oder später einen Baum. 💚 Mittlerweile ist es mir auch egal, ob das im intimeren, blickgeschützten Wald oder in dem Park bei mir um die Ecke geschieht. Ich würde behaupten, dass die wenigsten Passant:innen mich komisch begutachten, doch wirklich mitbekommen, würde ich es eh nicht, da ich während des Umarmens ganz in den Moment vertieft bin. Doch tatsächlich ist es mir schon mehrmals passiert, dass mir ein fremder Mensch beim Vorbeigehen zurief, welchen Baum er gerne umarmen würde – das hinterlässt natürlich ein schräges, freundliches Gefühl des Verständnisses.
Die Herangehensweise beim Bäume-Umarmen ist dabei ganz einfach: Geh am besten in einen Wald oder wähle dir einen ungestörten Ort im Park aus. Suche dir einen Baum aus, der sich für das Vorhaben gut anfühlt und umarme den Stamm des Baumes fest mit beiden Armen. Schließe die Augen und atme tief ein und aus. Die Größe des Baumes spielt dabei keine Rolle. 😜 Tritt in Kontakt mit dem Baum, taste seine Rinde ab. Aus welchen Strukturen besteht sie? Wie hoch reichst du? Wonach riecht der Baum? Ist er von Moos überzogen? Tatsächlich war ich überrascht, wie „warm“ und gleichzeitig weich sich Bäume anfühlen.
Gleichzeitig kannst du das Ganze auch mit einer kleinen „Baum-Meditation“ verbinden. Dabei startest du wieder mit der bewussten Wahrnehmung der Bereiche deines Körpers, die den Baum berühren. Nehme Gerüche, Geräusche und andere Sinneseindrücke nacheinander wahr und wandere dann mit deiner Konzentration zu deiner Atmung. Beobachte, wie deine Atemzüge kommen und gehen. Oder probiere dich in der 4-1-8-1 Atmung. Sie ist ein guter Einsteig für Meditierende: Atme dabei langsam auf 4 in den unteren Bauch ein, halte auf 1, atme langsam auf 8 aus, pausiere für 1 und beginne von vorne. Übrigens kannst du die Übung überall machen, auch ohne einen Baum dabei zu umarmen. Du wirst merken, wie bereits nach drei Wiederholungen pure Entspannung in dir aufkommt.
Was das Bäume-Umarmen also bringt? Ziemlich dasselbe wie „Waldbaden“, da es auch als Teil davon angesehen wird. Die Probanden fühlten sich ruhiger, wohler und entspannter und emotional ausgeglichener und hatten weniger Angst- und Stressgefühle. Zudem kommt noch der spirituelle Aspekt: Hier wird Bäumen und speziell den Wurzeln dieser eine verankernde, „grounding energy“ zugeschrieben. Die ruhige Kraft und Energie soll durch eine Umarmung auch in den Menschen übergehen können.