Ich habe mich heute morgen für mein neues Traumkleid (gaaanz schmale Träger und ein tiefer Rückenausschnitt) und gegen meinen BH entschieden. Seit meinem Ohne-BH-Experiment traue ich mich das immer öfter, und heute sieht es eh besser aus ohne. Dachte ich zumindest, als ich noch zu Hause vor dem Spiegel stand. Doch in Bewegung, als ich mich im schnellen Schritt auf dem Weg zur U-Bahn im Schaufenster spiegele, fällt mein Urteil etwas anders aus: ziemlich wackelige Angelegenheit das Ganze. Denkt wohl auch der anzugtragende Businessboy, der mir gerade entgegenkommt. Er schaut ein wenig, nun ja, irritiert. Und ich bin auch irritiert. Während ich vorher echt noch nie daran gedacht habe, da oben was richten zu lassen, denke ich jetzt zum ersten Mal: „Ach so eine kleine Brust OP ist doch vielleicht gar nicht so schlimm… STOPP!“

Jetzt rede ich ja schon wie meine OP-freundlichen Freundinnen, mit denen ich mich immer wund diskutiere. Ich bin immer die, die sagt: „Alles, was die Kosmetikerin ohne Spritze und Skalpell kann – super!!! Pediküre, Maniküre, Augenbrauen mit Fäden zupfen und Waxing – yes!

Meine BFF hingegen würde, wenn sie genug Geld hätte „ALLES machen lassen“ (O-Ton). Und damit ist sie nicht alleine: Bei einer Beauty-Podiums-Diskussion wurde neulich die super sympathische MTV-Moderatorin Wana Limar nach den neuen Schmink-Trends gefragt. Ihre Antwort war so ehrlich wie schockierend: „Es geht schon lange nicht mehr um den richtigen Lippenstift, sondern um die richtige Lippen-OP. Auf Instagram tauschen sich die Girls über die besten Ärzte aus.“

Autsch. Das ist doch krass, oder? Ist Skalpell das neue Chanel? Sind über Nacht plötzlich alle zu kleinen Kylie Jenners geworden und nur ich habe es nicht gemerkt? Vielleicht nicht alle, aber einige. Gerade erst hat GNTM-Lara sich geoutet. Für ihre Karriere hat sie sich Fett absaugen, die Lippen aufspritzen und die Nase richten lassen.

Und als ich neulich zufällig eine deutsche Promi-Lady traf und um ein Foto bat, wollte sie nur aus einem bestimmten Blickwinkel abgelichtet werden. „Hatte gerade eine Lippen… „ den Rest konnte ich im Getümmel nicht verstehen. „Ein neues Lippen-Piercing?“ Frage ich. „Nee, ne Lippen-OP.“

Die neue Offenheit finde ich super. Wenn man was machen lässt, sollte man es ehrlich zugeben und dazu stehen. Allerdings verharmlost dieser lockere Umgang die Eingriffe auch.

Warum das ganze Rumgeschnibbel? Irgendwann sehen wir alle gleich aus. Gerade neulich kam im TV Dirty Dancing. Oh Baby, sah Baby toll aus! Und das gerade wegen ihrer ganz besonderen Nase. Nach dem Dirty Dancing Hype ließ sich Jennifer Grey die Nase richten und beendet damit mal eben ihre Hollywood-Karriere. Keiner hat sie mehr erkannt.

Versteht mich bitte nicht falsch. Wie in allen Bereichen des Lebens kann und soll bitte jeder machen, was er will. So lange es keinem anderen schadet. Aber ich für meinen Fall lasse an mir alles so wie es ist. Beim Laufen schaukelnde Brüste inklusive. Hat sich ja jemand was dabei gedacht.