„Wegen des Brexits steht die Zukunft meiner Fernbeziehung in den Sternen der EU“

Seit heute Morgen steht fest: Großbritannien verlässt die EU. Entschieden hat darüber ein Referendum, in dem 51,9 % der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt haben. Was der Ausstieg für dich bedeuten kann, haben wir hier zusammen gefasst, doch was heißt dieser Ausstieg für Paare?

Laura und Anthony sind seit fünf Jahren ein Paar. Sie haben sich kennengelernt, als Laura ihr Au Pair-Jahr in England gemacht hat. Raus aus der Kleinstadt, ab ins Großstadtleben Londons. Dort lernte sie Anthony kennen, ein kerniger Brite mit italienischen Wurzeln und Vollblut-Tottenham-Fan. Wer die beiden kennt, der weiß, dass sie einfach zusammengehören. Seit fünf Jahren ziehen sie ihre Fernbeziehung durch, jedes zweite Wochenende fliegt der eine zum anderen, im Sommer wird zusammen Urlaub gemacht und an Weihnachten muss sich für eine Familie entschieden werden. Valentinstags-Blumen kommen per Lieferservice und Geburtstage werden nachgeholt. Zugegeben, so manch einer hätte in ihrer Situation schon längst das Handtuch geworfen.

» Mal ganz ehrlich, ich will heiraten, weil ich ihn liebe und nicht, weil irgendein Referendum darüber bestimmt hat «

Laura wohnt heute in Dortmund, Anthony immer noch in der Nähe von London. Über die nächsten Jahre sieht es auch nicht nach einer Änderung aus, so lange Laura studiert, bleibt sie in Deutschland. Das sind noch zwei Jahre.

Zwei Jahre, die jetzt zwei Jahre zu viel sein könnten. Denn in genau dieser Zeit sollen sich die vollen Konsequenzen des Brexits zeigen. Die Entscheidung des Referendums hat zwar für uns alle Konsequenzen, für Laura und Anthony persönlich aber noch viel weitreichendere.

„Danke an alle, die dafür gewählt haben, dass mein Leben schwerer wird und dadurch möglicherweise meine Zukunftspläne ruiniert haben. Ich hoffe, ihr genießt eure Freiheit.“ Es ist ein Statement, das zusammenfasst, was jetzt auf die zwei zukommt.

Der Plan der beiden war immer, dass Laura nach ihrem Studium nach London zurückkehrt, als Architektin arbeitet und sie ihre Zukunft und ihre Familie gemeinsam in England aufbauen. Sie wollten sich ein Haus kaufen, oder zumindest eine Wohnung. Deutschland war als gemeinsame Base für beide selten im Gespräch, Anthony spricht kein Deutsch und für ihn wäre es wesentlich schwerer die Sprache zu lernen und hier einen Job zu bekommen, als für Laura in England. Sie spricht die Sprache wie ihre eigene Muttersprache.

Durch das Referendum müssen sie umdenken, ihre Beziehung wird noch schwieriger. Das fängt bei erhöhten Reisekosten an, die Ticketpreise werden steigen, die Einreise wird noch länger dauern und auch wenn gerade nichts dafür spricht, aber was ist, wenn doch noch ein Visum nötig wird?

Langfristig müssen die beiden insofern umdenken, dass sie ein Arbeitsvisum bräuchten, um im jeweils anderen Land arbeiten zu dürfen. Ganz davon zu schweigen, dass es sicherlich noch schwieriger wird, eine Anstellung zu bekommen. Durch die offenen Grenzen der EU und der gegenseitigen Förderung der Länder untereinander war das um einiges einfacher. Die Überlegung, einen Master in England zu machen um bei ihrem Partner zu sein, muss Laura an den Nagel hängen.

„Die Unterstützung durch die EU fällt jetzt weg, das kann ich niemals bezahlen. Ich wüsste zumindest nicht wie.“

» Wirklich, meine Zukunft steht gerade in den Sternen der EU! «

Wir müssen uns wirklich überlegen, ob England weiterhin noch eine Option für uns ist. Durch den Brexit brechen auch die ganzen EU-Richtlinien bezüglich Urlaub, Elternzeit und Mutterschutz weg. Das sind Dinge, über die wir uns auf einmal Gedanken machen müssen, wenn wir eine Familie gründen wollen – und das wollen wir. Außerdem wird alles noch teurer in England. Immobilien sind dort ja ohnehin schon quasi unbezahlbar, aber jetzt können wir nur noch davon träumen dort irgendwas zu kaufen. Auch der Lebensunterhalt: Alles, was importiert werden muss, wird garantiert noch mehr kosten.

Die einzige Option der beiden, um zumindest in Dingen Arbeitsvisum und gemeinsamer Zukunft für etwas Leichtigkeit zu sorgen, wäre eine Heirat.

„Mal ganz ehrlich, ich will heiraten, weil ich ihn liebe und nicht, weil irgendein Referendum darüber bestimmt hat. Ich will jetzt nicht vor den Altar, weil ich ‚muss‘, da sonst mein Leben total kompliziert wird. Wir wollten uns Zeit damit lassen und zumindest warten, bis ich im Berufsleben stehe.“

Wie sehr ihre Zukunft durch die Entscheidung der britischen Mehrheit beeinflusst wird, können beide noch nicht im vollen Maße abschätzen, einfacher wird es in jedem Fall nicht. „Wirklich, meine Zukunft steht gerade in den Sternen der EU!“ Aber eins steht fest: Der Brexit wird für die beiden bestimmt nicht der Beziehungs-Exit sein. 

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