„Warte, bis du in der Pubertät bist, dann ändert sich das!“ Als ich mit gerade mal sechs verkündete, dass ich lieber ein Junge wäre, nahm mich verständlicherweise niemand ernst. Das Thema Transgender wurde damals weder hinter vorgehaltener Hand, geschweige denn in den Medien diskutiert – und bis Caitlyn Jenner es auf’s Cover der Vanity Fair schaffte, sollten noch über 20 Jahre vergehen.
Für meine Umwelt war ich einfach immer die „Burschikose“, der Tomboy, der Wildfang, der mit kurzen Haaren und vom Fußball aufgeschlagenen Knien hinter seiner viel mädchenhafteren Schwester herlief. Optisch unterschied ich mich kaum von den Jungs auf dem Spielplatz, mit denen ich stundenlang Bälle schoss. Dafür traf mich die Pubertät umso härter: Plötzlich veränderte sich alles, mein Körper fühlte sich fremder an, denn je und die Hormone spielten verrückt. Ich war unendlich verwirrt, oft scheinbar grundlos traurig und wusste nicht, wohin mit mir.
Auch deshalb war der Moment, als ich zum ersten Mal etwas über das Phänomen „Transgender“ las, für mich nicht weniger als eine Offenbarung: „Die beschreiben ja mich!“, schoss es mir durch den Kopf und auf einmal – von einer Sekunde auf die