Wie ist es eigentlich, wenn du einen Hund aus dem Ausland „adoptierst“?

“Das ist Rudi und er ist aus Kroatien.“ Das ist meine Standard-Antwort, wenn man mich fragt, wo ich meinen Hund herhabe. Anders als seine meisten Hunde-Kollegen kommt er nämlich nicht vom Züchter, sondern aus einer kroatischen Tötungsstation.

Weil ich Hunde schon immer geliebt habe (*obsessed*), war für mich klar, dass ich irgendwann, wenn ich so richtig erwachsen bin, ich genug Zeit habe und so weiter und so fort, unbedingt auf jeden Fall selbst einen eigenen Hund haben will. So richtig hat es aber erst mal nicht gepasst (Au-pair, Uni, Studium…) und weil ich nicht total unvernünftig sein wollte (so ein Hund lebt ja gut 12-15 Jahre…), kam ich dann irgendwann auf die Idee, einen Pflegehund aus dem Ausland zu mir zu nehmen.

In vielen osteruropäsichen Ländern oder auch in Südeuropa, abseits der Strände, an denen wir Urlaub machen, werden Straßenhunde eingefangen und in Tierheime gebracht, in denen sie nach einer gewissen Zeit (oft nach nur wenigen Wochen) eingeschläfert werden. Wenn sie überhaupt so viel Glück haben; viele Tiere werden auf der Straße getreten, geschlagen oder vergiftet, in Rumänien ist die brutale Tötung von Straßenhunden gesetzlich erlaubt. Furchtbar! Damit streunenden Tieren ein solches Schicksal erspart wird, gibt es Tierschutzvereine, die Hunde aus dem Ausland nach Deutschland vermitteln und man kann selbst jede Menge dagegen tun: Zum Beispiel Kastrationsprojekte unterstützen, damit sich die Tiere nicht weiter ungewollt ins Endlose vermehren, oder man spendet Futter, Decken und was in Tierheimen sonst noch gebraucht wird.

‚Dolly‘ aus Ungarn

‚Manja‘ aus Kroatien (für die Namen kann ich nichts )

Oder aber man hilft den Tieren direkt und nimmt einen Hund oder eine Katze in Pflege, während sich der Verein um die Vermittlung kümmert. Das habe ich während meines Studiums gleich mehrfach so gemacht. Während der fünf Jahre, die ich für meinen ‚Master of Education‘ brauchte, hatte ich mal „Benito“ aus Spanien, „Manja“ aus Kroatien und „Dolly“ aus Ungarn zu Besuch bei mir. Alle drei waren wirklich bezaubernde Gäste, die absolut verträglich und zum Teil besser erzogen als so mancher deutscher Rassehund waren. Was auch daran liegt, dass es die Hunde im Tierheim gelernt haben, sich mit anderen Hunden zu verstehen und die Rettungschancen, so traurig das auch klingt, wesentlich höher sind, wenn man freundlich wedelnd seinen Charme spielen lässt. Am liebsten hätte ich natürlich alle bei mir behalten, aber wie gesagt, einen Hund zu halten, ist schon mit einer gewissen Verantwortung verbunden und für alle hatte ich wirklich nette Besitzer gefunden (zu denen ich teilweise sogar immer noch Kontakt habe).

 

…und dann kam Rudi

Mit Rudi, der im Februar 2013 zu mir kam, sollte das alles eigentlich ganz genauso laufen. Ich wollte ihn zu mir nehmen, ihn versorgen und mich um ihn kümmern, während sich der Tierschutzverein, von dem er stammte (‚Fellkinder in Not‚) um die Vermittlung kümmern sollte. So weit mein Plan. Doch dann saßen mein Ex-Freund und ich bei mir im Auto, auf meinem Schoß dieser kleine, wedelnde Welpe, den wir eben aus einem Hamburger Vorort abgeholt hatten und der jetzt versuchte, etwas von meinem Ich-brauch-was-für-die-Nerven-vor-Aufregung-McFlurry abzulecken und irgendwie war mir da schon klar: „Das wird nichts.“

Und als Rudi und ich den ersten Spaziergang durch den Hamburger Schneematsch machten, er mich angesichts des Wetters vorwurfsvoll anguckte und ich meinen Schal für ihn opferte, wusste ich erst recht, dass ich diesen Hund behalten würde. Warum denn auch nicht? Ich war inzwischen 24 Jahre alt. In dem Alter haben manche schon Kinder.

Rückblickend muss ich sagen, diesen Hund zu behalten, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ja, es ist Verantwortung und ich habe ein Mordsglück, dass ich meinen Hund bisher überall mit zur Arbeit nehmen durfte. Manchmal ist es nervig, einen Hund zu haben, besonders wenn es wieder mal regnet, und wenn Rudi wieder mal nicht auf mich hört, schiebe ich es gern mal darauf, dass er schon 4 Monate alt war, als er zu mir kam und ich deshalb einen Erziehungsnachteil hatte.

Und auch wenn ich fast sicher bin, dass die eine oder andere Müdigkeitsfalte daher kommt, dass ich mich nach jeder Party und auch mit dem schlimmsten Kater ever früh morgens zum Gassi-Gehen aus dem Bett quälen muss, ist es für mich das Größte, diesem kleinen Hund ein schönes Leben schenken zu können, das, wäre er in Kroatien geblieben, schon lange vorbei wäre. Und wenn ich mir Rudi so angucke, während er gerade laut schmatzend unter meine Schreibtisch liegt, glaube ich, dass er hier auch ganz zufrieden ist. 

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