Wie ist es eigentlich, wenn… man drei Monate Onlinedating ausprobiert und nicht ein einziges Date hatte?

„Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship.“ Ist ja alles schön und gut – aber wenn sich nur einer von Zweien verliebt, kann ich mir da auch nichts von kaufen, oder? Und was, wenn sich keiner verliebt? Drei Monate war ich jetzt bei einer Onlinedating-Plattform angemeldet – und hatte nicht ein einziges Date.

Nicht, weil es an Angeboten gemangelt hätte. Durchschnittlich würde ich sagen, dass ich am Tag von zwei neuen Männern angeschrieben werde. Aber es war einfach keiner interessant genug. Und um mich mit einem Typen zu treffen, der schon in der ersten Nachricht schreibt, dass er „ausgefallene sexuelle Vorlieben“ habe, mit denen ich ja bitte schön klarkommen müsse, bin ich tatsächlich nicht verzweifelt genug. Ich meine, ist es zu viel verlangt, mich vielleicht in der allerersten Kontaktaufnahme einfach mal zu fragen, was ich am Wochenende vorhabe oder wie mein Tag so war?

» Ich habe keine Lust, meine Zeit mit jemandem zu verschwenden, der sich noch nicht mal meinen Beruf merken kann. «

Natürlich waren nicht alle Männer, mit denen ich Kontakt hatte, Kandidaten der Möchtegern-Christan-Grey-Kategorie. Einige waren wirklich nett und definitiv attraktiv (zumindest, wenn man den Profilfotos glauben darf). Aber nach ein paar ziemlich generischen Nachrichten habe ich in den meisten Fällen das Interesse verloren.

Und nein, ich leide nicht an ADS, sondern habe einfach nur keine Lust auf Typen, die entweder in der ersten Nachricht schon nach einem Treffen fragen (in erster Linie vermutlich, weil man genau eine Nachricht ohne Premiumaccount aka ohne zu zahlen verschicken kann).

Oder auf welche, die 20 Messages mit dir austauschen, ohne nach einem Date zu fragen – wenn du eine Andeutung in die Richtung machst, fangen sie an rumzudrucksen. Und jemanden, der relativ offensichtlich im Copy-and-Paste-Modus Nachrichten an zehn Mädels gleichzeitig verschickt, muss ich auch nicht haben.

Eines meiner persönlichen Highlights: Ein Kerl, mit dem ich ein paar Nachrichten ausgetauscht habe, der mich fragte, „wie die Kiddies denn heute Morgen so drauf“ seien. Ganz abgesehen davon, dass der junge Mann offenbar eine Leseschwäche hat (mein Beruf, Redakteurin, steht ganz oben auf meiner Profilseite), habe ich nun wirklich keine Lust, meine Zeit mit jemandem zu verschwenden, der sich noch nicht mal merken kann, dass ich nicht in einem Kindergarten arbeite.

» Es ist in unserer Generation ja auch nicht das Einfachste, jemanden kennenzulernen. «

Jetzt fragst du dich vielleicht: Wieso macht die das Ganze denn überhaupt, wenn sie davon so wenig hält? Tja, gute Frage. Erst mal muss ich gestehen, dass ich für meinen Premiumaccount nichts zahle, weil eine Freundin bei der Plattform arbeitet und dort Sonderkonditionen für Freunde bekommt. Als sie mir das kurz nach einer ziemlich schweren Trennung angeboten hat, dachte ich: Komm, du hast nichts zu verlieren.

Zumal es in unserer Generation ja auch nicht Einfachste ist, jemanden kennenzulernen – jedenfalls nicht für mehr als eine Nacht. Beim Ausgehen trifft man nämlich in der Regel genau auf die Typen, die im besten Fall bis zum nächsten Morgen seeehr großes Interesse an einem haben. Die Freunde meiner Freunde kenne ich alle. Das Thema Liebe unter Arbeitskollegen betrachte ich persönlich sehr argwöhnisch – zumindest in kleineren Firmen. Was Sport angeht, mache ich vorwiegend Yoga und Zumba. So viel also dazu.

Dann eben Onlinedating. Vor der jetzigen Plattform habe ich auch Tinder ausprobiert – und es genau eine Woche ausgehalten. Unter den ersten 20 Männern, die mir die Wegwisch-App angezeigt hat, waren sieben Arbeitskollegen, eine Ex-Affäre und zwei Typen mit Oben-ohne-Profilbild. Immerhin der Mann mit dem 55-Zentimeter-Penis blieb mir erspart.

Die Reaktionen meiner Freunde darauf, dass ich mich jetzt online auf Partnersuche begebe, variierten von „Hast du das wirklich nötig?“ bis „Das finde ich total super – meine Freundin XY hat ihren Freund auch im Internet getroffen. Die sind total glücklich.“

Ich weiß, dass das nicht alles Urban Relationship Myths sind. Eine gute Freundin von mir hat tatsächlich auch gerade ihren neuen Freund über Tinder kennengelernt. Es läuft wirklich super mit den beiden – allerdings gab es zwischenzeitlich auch die eine oder andere Hürde in Sachen Glaubwürdigkeit.

Und das ist meistens schon der Punkt, an dem ich aussteige. Ist es denn zuviel verlangt, einen Mann kennenzulernen, der sich nur mit mir trifft (sagen wir zumindest ab dem Moment, an dem man miteinander im Bett war) und auch kein Problem damit hat, mir ehrlich zu sagen, was er denkt?

Meine drei Gratismonate laufen in den nächsten Tagen aus. Vielleicht treffe ich mich spaßeshalber doch noch mit einem Typen. Dann habe ich wenigstens was zu erzählen.

Credit: Adam Katz Sinding

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