Wie ist es eigentlich, wenn… man jetzt auf ein Konzert geht?

Am Freitagabend schießen Attentäter fast zeitgleich am Place de la République auf Restaurantgäste und im Konzertgebäude Bataclan auf Fans der Band „Eagles of Death Metal“. In der Nähe des Fußballstadions Stade de France, in dem zu diesem Zeitpunkt ein Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Frankreich stattfindet, zünden sie mehrere Bomben. Mindestens 129 Menschen sollen getötet worden sein.

Das alles ist nicht mal 12 Stunden her, als ich im Zug sitze. Ich will meine beste Freundin und ihr Baby besuchen. Die Vorfreude, die ich sonst eigentlich fühlen würde, wird von einem ungewohnten, dumpfen Gefühl überschattet. Ich schaue mich im Zug um. Offensichtlich geht’s nicht nur mir so. Den anderen Mitfahrern ist der Schock im Gesicht abzulesen. Ob sie jemanden kannten, der zum Zeitpunkt der Anschläge in Paris war? Vielleicht denken sie gerade auch an ihren ersten Besuch in der französischen Hauptstadt? An einen besonders romantischen Moment vielleicht?

Oder ihre Gedanken kreisen darum, dass Paris uns alle betrifft. Paris ist überall. Und damit die Angst, dass es auch uns treffen könnte. Unsere Mutter. Unseren Vater. Die beste Freundin. Unseren Freund.

Ein furchtbares Gefühl. Um mich abzulenken, greife ich zum Handy. Mehrere What’sApp-Nachrichten: „Sollen wir am Montag trotzdem zu dem Konzert?“ fragt meine Freundin, mit der ich mir gemeinsam die Band Rudimental im Docks anschauen wollte. „Klar!“, will ich antworten. Aber, will ich das wirklich? Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Was, wenn jemand auf die Idee kommt, auch hier mit einem Maschinengewehr reinzustürmen?

» Wir müssen weiter Menschen bleiben. Sonst haben die gewonnen – und wir alles verloren." «

Ich kann nicht antworten. Mein Freundin, die auch mitkommen wollte, kommt mir zuvor. Sie schreibt in unsere Chat-Gruppe: „Ja klar, ich freue mich.“ Und plötzlich denke ich: Ja. Diese Unbefangenheit ist wahrscheinlich die einzig richtige Reaktion. Wir müssen weitermachen und dürfen uns auf keinen Fall von der Angst, die uns die Täter einimpfen wollen, lähmen lassen.

Diese Einstellung vertritt Stern.de-Chefrdakteur Philipp Jessen, dessen Kommentar zu den Attentaten in Paris fast alle meiner Facebook-Freunde teilen:

“Jeder hat Angst. Und das auch zu recht. Trotzdem müssen wir weiterleben. Weiter Menschen willkommen heißen. Weiter mutig sein. Weiter zu Konzerten, ins Restaurant und ins Einkaufszentrum gehen. Wir müssen weiter Menschen bleiben. Sonst haben die gewonnen – und wir alles verloren.“

Ich scrolle weiter durch meine Timeline und finde mehrmals das Zeichen, das seit wenigen Stunden überall kursiert: eine Mischung aus Eifeltum und Peacezeichen. Ich selbst habe es heute Morgen auf unserem Facebook- und Instagram-Profil geteilt. Um Anteilnahme zu zeigen. Dazu #PrayForParis. Das hielt ich, als ich beim Aufwachen morgens von den schlimmen Ereignissen hörte, für richtig.

Jetzt stoße ich allerdings auf diese Zeichnung des Charlie Hebdo Künstlers Joann Sfar: Wir sollen nicht für Paris beten. Wir sollen lieber an Küsse, die Liebe, das Leben, Champagner und Freude glauben. Und an Musik. Genau das werde ich heute Abend beim Konzert tun.

Credit: Corbis

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