Das gab es noch nie: Erstmals wurde eine Zyklus-App als zuverlässige Verhütungsmethode anerkannt. Die App „Natural Cycles“ darf ab sofort die selbe Kennzeichnung tragen wie Kondome. Falls euch in dieser Sekunde ein „krass“ oder „boah“ über die Lippen kommt, können wir euch nur zustimmen. Für die Medizin könnte diese Entwicklung wirklich wegweisend sein.
Viele Menschen halten hormonfreie Verhütungsmethoden immer noch für unsicher. Doch in den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Und das nicht nur in der Pharmaindustrie, sondern auch im Bewusstsein von Frauen. Denn viele von ihnen entscheiden sich mittlerweile bewusst für eine Verhütung, die nicht auf Hormonen basiert. Dass nun aber ausgerechnet eine Smartphone-App als Verhütungsmittel deklariert, ist wirklich bahnbrechend.
Die App „Natural Cycles“ stammt von der schwedischen Nuklearphysikerin Elina Berglund Scherwitzl. Gegenüber Wired sagte sie: „Ich wollte meinem Körper eine Pillenpause gönnen, habe aber keine gute natürliche Verhütungsmethode gefunden. Also habe ich einfach selbst einen Algorithmus geschrieben.“ Zusammen mit ihrem Mann gründete sie 2013 das Unternehmen.
Aber wie funktioniert „Natural“ Cylces?
Benutzerinnen der App müssen jeden Morgen und vor dem Aufstehen ihre Körpertemperatur unter der Zunge messen. Die Daten werden anschließend in die App eingetragen, woraus der Algorithmus den eigenen Zyklus errechnet. Handelt es sich um einen unfruchtbaren Tag, gibt die App grünes Licht, ist man gerade fruchtbar, leuchtet es rot. An diesen Tagen muss natürlich zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden.
Ähnlich wie die Kritiker der App denkt ihr jetzt sicherlich auch, dass solche Berechnungen doch niemals zuverlässig sind, oder? Doch Faktoren wie Zyklusschwankungen und die Überlebensdauer der Spermien haben die Entwickler der App bereits in den Algorithmus einbezogen. „Natural Cycles“ hat einen Pearl Index von 0,5, das bedeutet, dass im Durchschnitt fünf von 1.000 Frauen während eines Jahres schwanger werden, weil ihnen fälschlicherweise ein „grüner Tag“ angezeigt wurde. Zum Vergleich: Der Pearl-Index von Kondomen wird mit 2 – 12 angegeben. Die Pille liegt bei 0,1 – 0,9 (Minipille bis 0,14 – 3). Auch Geschlechtsverkehr ohne die Anwendung von Verhütungsmitteln hat einen Pearl-Index, dieser liegt bei 60 – 80.