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„HPV hatte ich null auf dem Schirm – bis ich DAS erfahren habe“
Triggerwarnung: Dieser Artikel enthält Aussagen zu HPV-Infektionen und Gebärmutterhalskrebs.
Viele denken bei HPV sofort an etwas, das „halt irgendwie auch was mit Krebs“ zu tun hat – aber ganz ehrlich: Wir haben das Gefühl, dass die meisten von uns gar keine Ahnung haben, wie nah dieses Thema wirklich an uns dran ist.
Letztes Jahr musste ich selber schmerzlich erleben, was für Folgen eine HPV-Infektion haben kann, als meine Freundin Susi mit nur 39 Jahren an Gebärmutterhalskrebs starb.
Seitdem wollen wir bei Très Click für mehr Aufklärung sorgen – und hoffen, damit einen wichtigen Beitrag für eure Gesundheit zu leisten.
Wir haben mit Sina (26, Name geändert) gesprochen. Sie lebt in Berlin, liebt Techno, Festivals und das Nachtleben – und dachte lange, sie sei einfach „gesund“. Bis ein Routinebesuch bei ihrer Gyn sie aus diesem Glauben rüttelte…
„Ich war zum allerersten Mal richtig sprachlos - und das passiert mir selten“
Sina, erinnerst du dich an den Moment, als du das erste Mal von HPV gehört hast?
„Ja, das war ziemlich random. Ich war zur jährlichen Kontrolle bei meiner Frauenärztin, weil ich eigentlich die Pille wechseln wollte. Und dann meinte sie so ganz beiläufig: ‚Ach übrigens, Ihr Pap-Abstrich war auffällig.‘ Ich war erstmal so: Mein was ist bitte auffällig?! Später stellte sich heraus, dass auch mein HPV-Test positiv war. Ich hatte wirklich null Ahnung, was HPV überhaupt ist.“
Und was hast du dann gemacht?
„Ich hab gegoogelt. Schlechte Idee. Da kommt sofort Gebärmutterhalskrebs, Warzen, Horror. Ich war echt panisch. Ich dachte: Oh mein Gott, das war’s jetzt. Ich hab doch nix gemerkt! Keine Beschwerden, nichts!“
„Ich dachte, Kondome schützen vor allem – tun sie aber nicht“
Wie ist es dann weitergegangen?
„Meine Ärztin war zum Glück super entspannt. Sie hat mir erklärt, dass HPV total häufig ist. Dass fast jeder Mensch, der sexuell aktiv ist, sich irgendwann infiziert. Und dass das Immunsystem das bei den meisten einfach innerhalb etwa eines Jahres wieder in den Griff kriegt.
Aber sie meinte auch: Bei manchen bleibt die Infektion bestehen – und daraus können dann gewisse Krebsarten und deren Vorstufen entstehen.“
Wusstest du vorher, dass Kondome nicht vollständig vor einer Ansteckung mit HPV schützen?
„Nee. Null. Ich dachte immer: Wenn ich mit Kondomen verhüte, bin ich safe. Aber die Viren können durch direkten Kontakt mit infizierten Haut- und Schleimhautbereichen im gesamten Intimbereich übertragen werden – nicht nur über die Bereiche, die vom Kondom geschützt werden. Und manchmal reicht eben schon enger Körperkontakt. Selbst wenn du also nur rumknutschst – kann reichen. Ich war echt geschockt.“
„Das hat so viele Fragen in mir ausgelöst“
Wie hast du dich nach dem Termin bei deiner Ärztin gefühlt?
„Irgendwie… verwirrt. Und ehrlich gesagt auch ein bisschen allein mit dem Thema. In meinem Freundeskreis redet niemand darüber. Es gibt so viele Diskussionen über mentale Gesundheit, Selbstfürsorge, Ernährung – aber HPV? Kommt null vor. Obwohl es einfach uns alle betrifft!
Nicht nur, weil sich fast alle damit anstecken – sondern auch, weil eigentlich alle darüber Bescheid wissen müssten. Ich hab mich echt gefragt, warum darüber so wenig gesprochen wird.“
Hast du mit jemandem darüber geredet?
„Ja, mit meiner besten Freundin. Die meinte sofort: ‚Ach krass, das hatte ich auch mal. Ging bei mir wieder weg.‘ Das war das erste Mal, dass ich gemerkt hab, wie häufig das eigentlich ist – aber trotzdem redet keiner offen drüber. Das hat mich echt beschäftigt.“
„Ich hab mich dann impfen lassen - aber eher aus dem Bauch raus“
Deine HPV-Infektion ist dann zum Glück ausgeheilt, bei der Folgeuntersuchung sechs Monate später warst du bereits negativ. Trotzdem hast du dich impfen lassen. War das für dich eine große Entscheidung?
„Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass man sich auch noch als Erwachsene impfen lassen kann. Ich dachte, das ist nur was für Teenies. Aber meine Gyn meinte: Nee, das kannst du jetzt auch noch machen – und muss man individuell für jede Person betrachten.
Die HPV-Impfung kann eben auch für Erwachsene noch wichtig sein. Also hab ich einfach ja gesagt. Ich hatte keine Lust, nochmal so eine Panik zu kriegen.“
Und jetzt? Bist du entspannter?
„Ja, schon. Ich denke nicht ständig dran, aber ich fühle mich ein bisschen sicherer. Und vor allem aufgeklärter. Ich wünsch mir manchmal, dass das Thema nicht so unter dem Radar läuft. Es betrifft ja nicht nur uns Frauen – sondern auch Männer.“
„Ich will einfach, dass andere wissen, was ich selbst nicht wusste“
Wenn du zurückschaust – was hat sich durch die Erfahrung für dich verändert?
„Ich gehe jetzt anders mit meinem Körper um. Früher habe ich immer gedacht: Hauptsache ich fühle mich gut – und wenn nix wehtut, passt schon. Jetzt weiß ich: Es gibt Dinge, die spürst du nicht sofort, aber sie sind trotzdem da.
Ich will niemanden belehren, aber ich finde: Man sollte sowas wissen. Nicht, um in Angst zu leben, sondern um besser für sich sorgen zu können.“
Was wir daraus mitnehmen?
HPV ist kein „Randthema“. Es betrifft viele – oft, ohne dass wir es merken. Sinas Geschichte (und auch die meiner Freundin Susi) zeigt, wie wichtig es ist, hinzuhören, nachzufragen und sich zu informieren. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit echtem Interesse an uns selbst und unseren Körpern.
📌 Mehr Infos zu HPV, der HPV-Impfung und allem, was du wissen solltest, findest du hier:
👉 www.entschiedengegenkrebs.de
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