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Warum Mädchenflohmarkt für mich keine gute Option war, um Klamotten loszuwerden – wo ich mit Vintage-Pieces überraschend viel verdient habe
Es gibt zwei Arten von „Ich räume jetzt meinen Kleiderschrank auf“-Momenten:
- den, bei dem man einfach fünf alte Tops in eine Tüte wirft, fertig
- und den, bei dem man plötzlich das Gefühl hat, eine völlig neue, geordnete Version seiner selbst zu werden
Ich war natürlich Team 2.
Zwei randvolle Kisten, viele schöne Stücke, teilweise Designer – und vor allem: Zero Lust, mich mit Fotos, DMs und Preisverhandlungen herumzuschlagen.
Also buchte ich den Concierge-Service von Mädchenflohmarkt.
Klingt nach Wellness für den Kleiderschrank, oder?
Nun ja.
Mein Mädchenflohmarkt-Test – oder: Manchmal hat ein Algorithmus andere Vorstellungen als die Realität
Nach der Abgabe passierte erst mal nicht viel. Und dann immer noch nicht.
Sieben Wochen später tauchten die ersten Artikel online auf. Laut Mädchenflohmarkt liegt die normale Bearbeitungszeit bei „2 bis 4 Wochen“, Verzögerungen würden durch „hohe Einsendemengen“ entstehen. Fair enough – aber als Kundin sitzt man in der Zeit da und denkt sich: Hallo? Liebes Lieblingskleid? Lebst du noch?
Als die Artikel dann endlich online waren, fiel mir etwas auf, das ich höflich mit „interessante Preisgestaltung“ bezeichnen würde. Ein Beispiel: Meine quasi neue Axel-Arigato-Jacke (Neupreis 390 €) wurde für 700 € eingestellt.
Ich schwöre, selbst Arigato hätte verwirrt dreingeschaut.
Mädchenflohmarkt sagt dazu: Die Preise basieren auf einem „Algorithmus mit Millionen Artikeln Datenbasis“. Klingt technisch top – fühlte sich aber nicht immer nach echtem Marktwert an. Und Preisänderungen sind nur innerhalb eines engen Zeitfensters vor Veröffentlichung möglich.
Das Ergebnis? Einige Teile verkauften sich – ja. Aber zu Preisen, die ich über andere Plattformen easy übertroffen hätte. Dazu kamen 30–40 % Provision und 4,99 € für jeden abgelehnten Artikel, der kommentarlos zurückkam. Und glaubt mir: Kommentar-los ist genau der Moment, in dem man selbst sehr viel Kommentar hätte.
Nach allen Verkäufen standen über 700 € Umsatz auf dem Papier. Ausbezahlt wurden am Ende aber nur rund 350 €. Für fast zwanzig hochwertige Stücke.
Mädchenflohmarkt betont, man arbeite „fair, verlässlich und kundenorientiert“ und optimiere laufend Transparenz und Abläufe. Ich glaube das! Ich glaube auch, dass der Service für viele Sinn machen kann.
Für mich war der Gap zwischen Erwartung und Ergebnis einfach zu groß.
Der Moment, in dem Vinted und der Flohmarkt plötzlich wie kleine Heldinnen wirken
Nach der Erfahrung habe ich viele der übrigen Teile selbst verkauft – oder auf den Flohmarkt gebracht – und plötzlich wurde klar:
👉 Mehr Aufwand, aber auch deutlich mehr Erlös.
Vinted war wie die ehrliche Freundin, die dir zwar schreibt:
„Hey, kannst du mir noch ein Tragebild schicken?“
… aber dir dafür 30 € mehr bezahlt.
Ich konnte
- selbst Preise setzen
- bei Bedarf anpassen
- keine Verkäufergebühren zahlen
- und oft innerhalb von Stunden verkaufen
Und dann der Flohmarkt.
Wer hätte gedacht, dass ich um 6 Uhr morgens mit einem Kaffee in der Hand und einer leicht verhuschten Dutt-Frisur mehr Geld verdiene als mit einem Concierge-Service?
Aber: Ja.
Ich habe dort für ein einziges gutes Teil teilweise mehr bekommen als für vier zusammen bei Mädchenflohmarkt. Und es macht sogar ein bisschen Spaß – dieses echte, analoge Feilschen, bei dem man glaubt, kurz in einer charmanten Indie-Komödie zu sein.
Service-Guide: Wo du deine Kleidung wirklich gut loswirst
Weil wir hier nicht nur über Probleme, sondern auch über Lösungen sprechen – hier die besten Wege, je nachdem, was du verkaufen willst.
1. Vinted – die beste Wahl für Einzelteile & Markenmode
Ideal für:
Ganni, Arket, Acne, Nike, & Other Stories, Trendpieces
Warum es super ist:
- realistische Verkaufspreise
- riesige Community
- keine Gebühren für Verkäuferinnen
- mega geeignet für schöne Einzelteile
Pro-Tipp:
Fotos bei Tageslicht + klare Keywords („Arket Jeanshemd blau M oversized“) = schnelle Verkäufe.
2. Flohmarkt – die „ich will das alles schnell loswerden“-Option
Ideal für:
Zara, H&M, Basics, Fehlkäufe, große Mengen
Warum es sich lohnt:
- sofort Geld
- keine Pakete packen
- Menschen, die wirklich kaufen wollen (nicht nur „tausch? 😊“)
Beste Märkte:
Eppendorf, Sternschanze, Mädelsflohmarkt-Events
3. eBay – für Designerstücke & Raritäten
Ideal für:
Burberry, Max Mara, Isabel Marant, limitierte Sneakers
Warum es sich lohnt:
- internationale Käuferschaft
- Top-Erlöse für besondere Artikel
- Auktionen können Preise hochschießen
Extra:Relativ neu ist die eBay-Echtheitsprüfung. Die gilt ab bestimmten Verkaufspreisen für Kleidung, Schuhe, Accessoires, Handtaschen, Sneaker, Uhren und Schmuck bestimmter Marken. So gibt’s mehr Sicherheit beim Kaufl von Pre-Loved Artikeln!
4. Vestiaire Collective & Rebelle – für echte Premiumteile
Ideal für:
Luxustaschen, hochwertige Schuhe, Klassiker (Chloé, Gucci, Celine)
Warum es sich lohnt:
- Authentifizierung
- modeaffine Zielgruppe
- höhere Zahlungsbereitschaft
Aber:
Geduld mitbringen.
5. Secondhand-Läden mit Ankauf – schnell, easy, lohnt sich bei Vintage
Ideal für:
90s-Mode, Y2K-Vibes, Streetwear, echtes Vintage
Warum es super ist:
- Sofortgeld
- zero Aufwand
- gute Option für Teile, die du einfach abgeben willst
Fazit
Mädchenflohmarkt kann ein guter Service sein – wenn man mit den Voraussetzungen, Wartezeiten und Preisen zurechtkommt.
Für mich hat sich aber gezeigt:
Je mehr Kontrolle ich hatte, desto besser waren am Ende die Erlöse.
Für hochwertige Stücke funktionieren Vinted, Flohmarkt oder eBay einfach besser. Und ganz ehrlich: Es fühlt sich sogar ein bisschen empowering an, wenn man merkt, wie viel die eigenen Sachen tatsächlich wert sind.
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